Loslassen
So langsam, aber sicher fallen die letzten, bunten Blätter zu Boden, die Tage sind kurz und oft sieht man sie vor lauter Nebelschwaden nicht. Einmal mehr erleben wir, dass der Herbst den Bäumen, ja der ganzen Natur, das Loslassen lehrt. Auch uns? Ich denke es schon, für meinen Teil. Jedenfalls tut es mir gut, es so zu sehen und die Zeit zu nutzen. Einmal für ausgiebige Fotospaziergänge. Fotografisch gesehen ist es wunderbar, wenn dichter Nebel alles unwirklich und etwas geheimnisvoller macht und der Herbst noch mal tief in den Farbkasten greift, um dieser Welt einen farbenreichen und betörenden Anstrich zu verleihen oder sie melancholisch in Schleiern verhüllt. Daran kann ich mich nie satt sehen und das ist gut so, darf mir das Sehen doch nie ausgehen.
Aber auch im übertragenen Sinne, ist eine Lektion in Loslassen, nicht der schlechterste Rat, den die Natur uns geben kann. An welchen inneren Bildern hängen wir fest? Was sehen wir vor lauter Gewohnheit nicht, oder nicht mehr? Wie sehr ist unsere Fotografie geprägt von unseren Erfolgen? Also dem, was wir immer wiederholen, oft unbewusst, weil es irgendwann mal funktioniert hat?
Und der Begriff der Fotografie, ließe sich hier ohne weiteres austauschen durch welche Begrifflichkeit auch immer, das wisst ihr (für Euch) besser als ich.
Und so lasse ich, wenn es mir gelingt, Gewohnheiten los. Manchmal bewusst, manchmal aber auch, weil sich das Leben ändert und dabei wenig Rücksicht auf unsere Befindlichkeiten nimmt. Alles scheint im Fluss, doch die Fahrt auf dem Strom der Erkenntnis ist nicht immer rasend schnell. So braucht es manchmal etwas länger, bis ich bereit bin zu akzeptieren, dass dem so ist. Und doch ist es alternativlos für meinen schöpferischen und künstlerischen Akt. Im Grunde für mein Leben. Loslassen, Neues sehen, offen sein in dem was ich tue.
Ohne offene Augen und ohne ständige Veränderung können keine neuen Bilder entstehen. Und selbst die alten Fotos werden mit der Zeit unansehnlich, wenn wir ihnen nicht die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln.
Euer Stefan
Sich hinterfragen, um die eigene Kunst und Fotografie besser zu beherrschen, zu entwickeln und weiterzubringen. Das ist es, was wir auch sehr intensiv in der Lighthouse Foto Akademie tun. Der nächste und inzwischen 4te Jahrgang startet im Juli 2023.